Ich bin sicher du hast bereits Bekanntschaft mit ihm gemacht: Deinem inneren Schweinehund. Doch was ist eigentlich unser Schweinehund und wieso mischt er sich immer dann ein, wenn wir uns etwas Gutes tun wollen? Und viel wichtiger noch: Wie können wir lernen uns nicht von ihm aus dem Konzept bringen zu lassen?

Starten wir damit uns kurz mit dem Begriff „Schweinehund“ zu beschäftigen – denn ein solches Mischwesen könnte auch ganz interessant sein, oder? Tatsächlich steht der Schweinehund für unsere innere Willensschwäche und ist bis zur Wildschweinjagd zurückzuführen. Jäger setzten sogenannte „Sauhunde“ ein, um die Wildschweine bei einer Hetzjagd zu ermüden und so die Gefahr für die menschlichen Jäger zu verringern. Diese Ermüdung schafft der Schweinehund (früher Sauhund) bei uns, sodass wir viele Aufgaben gar nicht erst angehen.Und von wo in unserem Körper bellt uns dieser Schweinehund jetzt an? Im übertragenen Sinne wohnt unser ganz persönlicher Schweinhund in unserem Gehirn, genauer gesagt im limbischen System, welches unsere Emotionen steuert. Unser Gehirn ist immer daran interessiert uns in Sicherheit zu wissen, Risiken zu minimieren und evolutionsbedingt unsere Ressourcen zu schonen. Somit bellt der Schweinehund nervös, wenn wir plötzlich morgens als erstes in der Kälte joggen gehen wollen – könnte es doch sein, dass wir erfrieren oder anschließend nicht mehr genügend Ressourcen für den restlichen Tag haben. Dein Schweinehund möchte dich also zunächst einmal schützen – nett oder?

Jetzt ist es aber so, dass der Schweinehund auch bellt, wenn die Risiken nicht nur überschaubar, sondern gar nicht vorhanden sind. Denn er ist darüber hinaus auch ein Gewohnheitstier. Das Gehirn vertraut auf die Wege, die es bereits kennt. Durch Wiederholungen werden neuroyale Verbindungen ausgebaut und eine Gewohnheit entsteht.  Deshalb müssen wir ziemlich bestimmt mit unserem kleinen Nörgler in Dialog treten, um nicht auf der Stelle zu treten. Denn wenn du immer in deiner Komfortzone bleibst, wirst du auch nicht wachsen und dich nicht verändern können. 

Schritt eins besteht nach wie vor darin, dass du dir etwas vornimmst „Ich übe jeden Morgen 10 Minuten Yoga“. Im zweiten Schritt trittst du automatisch in einen inneren Dialog mit deinem inneren Schweinehund. Jetzt zählt es hart zu bleiben, dir dein Ziel vor Augen zu führen und dir bewusst zu machen, was dein innerer Schweinehund eigentlich beabsichtigt – nämlich nicht dein Wachstum sondern deine Sicherheit. Um im dritten Schritt eine neue Gewohnheit zu kreieren, benötigst du einige Wiederholungen – häufig werden hier etwa 30 Tage genannt. 

Und wie können wir den inneren Schweinehund jetzt wirklich überwinden?

Es gibt keine Wunderpille, nicht den einen Trick. Aber eine Kombination aus den folgenden Ansätzen hilft den meisten ihre Ziele zu erreichen! Du suchst dir einfach 2-3 Ansätze aus und setzt diese konsequent um.

Mache dir bewusst wie dein Gehirn funktioniert – den inneren Schweinehund hast du jetzt bereits verstanden. Aber wenn du dir vollkommen unrealistische Ziele setzt und direkt mit 10 Kilometern Joggen startest und danach kaputt, desillusioniert und frustriert bist, wird dich dein Gehirn das nächste Mal erst recht versuchen zurückzuhalten, UM DICH ZU SCHÜTZEN. Deshalb solltest du dafür sorgen, dass du dich durch einen langsamen Einstieg danach immer BESSER FÜHLST. Außerdem solltest du dich zusätzlich selbst belohnen: Ein warmes Bad, eine kurze Massage, dein Lieblingsessen… Das wird dein Gehirn in Erinnerung behalten und es dir das nächste Mal nicht mehr so schwer machen.

Nicht nur Kinder brauchen Vorbilder, auch uns Erwachsene motiviert ein gutes Vorbild. Inspiration ist oft die beste Motivation. Wer inspiriert dich? Wen bewunderst du? Das muss niemand in deinem direkten Umfeld sein, das kann auch eine berühmte Persönlichkeit, eine ehemalige Kollegin oder der verstorbene Opa sein.

Koppelt man neue Gewohnheiten an bereits bestehende, ist es viel einfacher dabei zu bleiben. Jeder hat Gewohnheiten: Bett machen, Zähne putzen, die Hauptmahlzeiten, ein Feierabendritual… Wenn du also immer erst dein Bett machst, dann 10 Minuten Yoga übst und anschließend frühstückst, bindest du die neue Aktivität in deinen festen Ablauf ein. 

Plane deine Aktivitäten fest ein, wie jeden Termin oder jede Aufgabe. Wenn du dir nicht genügend Zeit einplanst, endet deine neue Aktivität in Stress. Das gilt es zu vermeiden, um deinem Schweinehund nicht zusätzliche Angriffsfläche beim nächsten Mal zu bieten. Kalkuliere zum Beispiel das Duschen und möglicherweise eine Anfahrt mit ein. 

Noch besser ist es, wenn du dir einen Partner suchst. Gemeinsame Aktivitäten verpflichten und man motiviert sich gegenseitig. Falls du keinen Trainingspartner findest, kannst du anfangs auch einen Personaltrainer buchen. Oder du buchst feste Kurse, die du im Voraus bezahlen musst – auch so kannst du eine Verpflichtung generieren. 

Das wichtigste kommt zum Schluss

Leider wird Sport und Bewegung bei uns in der Gesellschaft immer als „Strafe“ angesehen: Wir machen ein Workout, weil wir gestern Abend einen Nachtisch gegessen haben und nicht zunehmen wollen. Oder wir treiben Sport, weil wir unzufrieden mit unserem Körper in Bademode sind. Möglicherweise hat auch der Arzt Sport verordnet. 

Leider entsteht aus einer sehr negativen Herangehensweise selten eine neue, liebe Gewohnheit. Dabei ist dein Körper dein Zuhause, du wirst keinen neuen bekommen, wenn du dieses Zuhause erst einmal heruntergewirtschaftet hast. Versuche Bewegung als eine Investition in dich selbst zu sehen, als ein Akt der Selbstfürsorge. Bewege dich, weil du dir und deinem Körper etwas Gutes tun möchtest, nicht, weil du deinen Körper nicht magst. Dein Körper ermöglicht dir deinen Alltag, die meisten Prozesse in deinem Körper laufen ab, ohne dass du bewusst etwas dafür tun musst. Dein Körper ist tatsächlich ein Wunderwerk, welches nur ein bisschen unterstützt werden möchte. Versuchte es mal mit einer solchen (positiveren) Einstellung aus – denn deine Einstellung ist bereits die halbe Miete. Und Investitionen in dich selbst werden immer die Investments sein, die sich langfristig betrachtet am meisten lohnen. 

Sobald du Bewegung nicht als Kampf, sondern als Investition ansiehst, fällt es dir vielleicht schon ein bisschen leichter anzufangen. Auch 10 Minuten zählen, es muss nicht immer eine ganze Stunde sein! 🙂

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert